
Geschichte des Reichstagsgebäudes
Der Erste Reichstag (777-1806)
Es gab drei verschiedene Reichstage oder Reichstage. Die erste war eigentlich eine Reihe verschiedener Leitungsgremien, die als Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation dienten, beginnend mit der Ära Karls des Großen (auf Deutsch Karl der Große). Das Leitungsgremium wurde nicht einmal formalisiert und erhielt seinen Reichstagsnamen bis 1489. Der Reichstag tagte gelegentlich in verschiedenen Städten, bis 1663 der Immerwährende Reichstag in Regensburg gegründet wurde.
Das Imperium (das Reich) selbst war zu dieser Zeit nur eine lose Konföderation, wobei der größte Teil der wirklichen Macht immer noch Herzögen, Königen und anderen Herrschern über das Gebiet gehörte, das später Deutschland werden sollte. Erst mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 erlangte der Reichstag wirkliche Macht. Selbst dann musste es weitere 23 Jahre warten, bevor es ein dauerhaftes Gebäude für seine gesetzgebenden Kammern bekam!
Der Zweite Reichstag (1867-1870 und 1871-1945)
Der zweite Reichstag entstand nach einer Brachzeit, die vom Untergang des Alten Reiches 1806 bis zur Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 – und seiner erweiterten Fassung nach 1871 – reichte. Der erste Sitz des Reichstags in Berlin befand sich im Preußischen Herrenhaus (Preußisches Herrenhaus) in der Leipziger Straße 3 – heute Sitz des heutigen Bundesrates.
Das neue Reichstagsgebäude (1884-1894)
Nach der Reichsgründung 1871 brauchte der nun größere Reichstag eine neue Heimat. Es gab Pläne, innerhalb der nächsten fünf oder sechs Jahre ein neues Parlamentsgebäude zu errichten, aber der Reichstag sollte in den nächsten zwei Jahrzehnten mehrmals umziehen, bevor im Juni 1884 der Grundstein für sein neues Zuhause gelegt wurde. Das Gebäude wurde erst im Dezember endgültig eingeweiht 5, 1894. Die Baukosten von 24 Millionen Mark wurden aus französischen Kriegsreparationen (Französisch-Preußischer Krieg, 1870-1871) bezogen.
Das von Paul Wallot entworfene neue Reichstagsgebäude hatte Kammern sowohl für den Reichstag (Unterhaus) als auch für den Bundesrat/Reichsrat (Oberhaus, 1871-1918). Für die damalige Zeit war der Neubau State of the Art. Es hatte eine temperaturgesteuerte Zentralheizung, ein eigenes Elektrizitätswerk, Telefone, Toiletten mit fließendem Wasser und doppelt verglaste Fenster. Unter anderem gab es auch Lesesäle, Konferenzräume und eine Bibliothek. Der einzige große Mangel war ein Mangel an Büroräumen für die Gesetzgeber. Im Vergleich zu anderen Gebäuden des Europäischen Parlaments war und ist das Reichstagsgebäude damals und heute viel kleiner. Heute haben die deutschen Abgeordneten ihre Büros in einem separaten Nebengebäude (dem Paul-Löbe-Haus) im Regierungsgebäude des Berliner Spreebogens.
Dritter Reichstag (1919-1933)
Die dritte Inkarnation des Reichstags war historisch gesehen ein kurzes Intermezzo nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch der Monarchie. Dieser als Weimarer Republik bekannte deutsche Versuch, eine echte demokratische Republik zu errichten, scheiterte aus verschiedenen Gründen, darunter politische und wirtschaftliche Probleme – vor allem eine weltweite Wirtschaftskrise, die in den USA als Große Depression bekannt ist. 1933, nur vier Wochen nach Hitlers Machtübernahme, wurde das Reichstagsgebäude in der Nacht zum 27. Februar durch einen Brand mysteriösen Ursprungs fast vollständig zerstört. Das Feuer gab den Nazis einen Vorwand, den Reichstag unter Berufung auf antikommunistische nationale Sicherheitsmaßnahmen in die Schwebe zu setzen. Am 23. März 1933 stimmte der Reichstag (Sitzung in der nahe gelegenen Kroll-Oper) dafür, sich im Wesentlichen aus dem Geschäft zu stellen und die Macht an die NS-Diktatur abzutreten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Reichstag eine Ruine, die in den letzten Kriegstagen durch alliierte Bomben und Kämpfe schwer beschädigt worden war. Es stand nun in der Britischen Zone direkt an der Grenze zur Sowjetischen Zone. Nach 1961 verlief die Berliner Mauer an der Rückseite des Gebäudes. Da sich die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland nun in Bonn befand, konnte der Reichstag nicht als Regierungssitz genutzt werden. 1955 beschloss der Deutsche Bundestag jedoch, dass das Bauwerk erhalten bleiben sollte. Für die Gestaltung der Sanierung des Reichstagsgebäudes wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Architekt Paul Baumgarten entwarf den Wiederaufbau, der von 1961 bis 1964 stattfand, aber das Gebäude stand bis 1990 und der deutschen Wiedervereinigung weitgehend ungenutzt. Nach 1971 beherbergte der Reichstag ein Museum mit der Ausstellung „Fragen an die Deutsche Geschichte“.
The Wrapped Reichstag – Verhüllter Reichstag
Im Sommer 1995 hüllten die Umweltkünstler Christo und Jeanne-Claude nach Vorarbeiten für die Reichstagsrenovierung das Gebäude in dickes, silberfarbenes Polypropylen-Gewebe mit Aluminiumoberfläche. Der eingewickelte Reichstag, der von einem 15 km langen blauen Seil gehalten wurde, war vom 24. Juni bis zum 6. Juli zwei Wochen lang ausgestellt. Christo und seine Frau Jeanne-Claude überwachten persönlich die Arbeit eines 90-köpfigen Teams Bergsteiger und 120 Bauarbeiter. Das Projekt, das erstmals 1971 von dem Paar ins Auge gefasst wurde, wurde vollständig von den Künstlern durch den Verkauf von vorbereitenden Skizzen, Zeichnungen, Collagen, maßstabsgetreuen Modellen, anderen frühen Werken und Originallithografien finanziert.